„Du solltest möglichst schnell aus der Vollautomatik (A+) rauskommen und nur noch im manuellen Modus (M) arbeiten. Alles andere ist kein fotografieren.“
Hast Du diesen Satz schon mal gehört? Vermutlich schon! Warum ich das anders sehe, erfährst Du in diesem Blogeintrag.
Welche Kamera Modi gibt es und wofür sind sie gut.
Also… es muss nicht immer der manuelle Modus (M) sein. Es gibt noch andere Modi, die durchaus Sinn ergeben können. In einem Punkt möchte ich dem oben stehenden Satz allerdings recht geben.
Die Vollautomatik (A+) sollte man wirklich nicht verwenden. Hier hast Du als Fotograf höchstens noch den Einfluss darauf, wo Du die Kamera hinhältst. Das war es dann aber
auch schon.
Aber dem Fotogott sei Dank, hat er uns ja noch 4 weitere Modi mit an die Hand gegeben, die wir verwenden können. Ich möchte heute einmal darauf eingehen, wann ich welche Verwende.
Hier eine Übersicht
- M = manueller Modus Der Fotograf stellt alles selbst ein. Blende, ISO, Verschlusszeit. Die Kamera hat keinen Einfluss.
- AV (A) = Zeitautomatik Der Fotograf stellt die Blende und ISO selbst ein, die Kamera wählt die Verschlusszeit.
- TV (T/S) = Blendenautomatik Der Fotograf stellt die ISO und Verschlusszeit selbst ein, die Kamera wählt die Blende.
- P = Programmautomatik Der Fotograf stellt die ISO selbst ein. Die Kamera wählt die Verschlusszeit und Blende.
- A(+) = Vollautomatik Der Fotograf hat keinen Einfluss. Die Kamera stellt alles selbst ein. Blende, ISO, Verschlusszeit und Blitz.
P
Fangen wir mit der Programmautomatik an. Du wirst sie sinnigerweise auf dem Moduswahlrad Deiner Kamera unter Pvorfinden. Was macht die Programmautomatik? Die Kamera stellt die Blende und die Verschlusszeit automatisch ein und gibt Dir als Fotograf die Wahl über den ISO Wert. Sie ist also der Vollautomatik (A+) am ähnlichsten. Ganz ehrlich? Ich habe
die Programmautomatik noch nie genutzt.
TV
Als Nächstes finden wir auf dem Wahlrad TV. Nein, auf Deiner Kamera ist leider kein Fernseher montiert. Oft steht hier auch nicht TV, sondern einfach nur T oder gar S. Was ist
gemeint?
TV = time value (engl. Zeitvorwahl) oder S = Shutter (engl. Verschluss).
Hiermit wird die Blendenautomatik ausgewählt, oft auch besser passend Zeitvorwahl gennant. Das
heißt, Du als Fotograf stellst die Verschlusszeit und die ISO selbst ein. Die Kamera wählt die Blende. Das ist besonders bei
Sportaufnahmen hilfreich, bzw. Immer dann, wenn es wichtig wird, dass Du die Verschlusszeit vorgibst. Du als Fotograf möchtest z.B. sich schnell bewegende Motive (z.B. Sportwagen, Sprinter,
Tennisspieler, Wasserfälle) in ihrer Bewegung einfrieren. Also möglichst scharf ablichten. Du gibst der Kamera eine
möglichst kurze Verschlusszeit vor (z.B. 1/1.000s). Die Kamera wird also eine Blende wählen, die das ermöglicht und Sie möglichst
weit öffnen (z.B. f/2.8). Darüber hinaus, kannst Du mit der ISO noch Einfluss auf das Bild nehmen. Je höher die ISO in diesem Beispiel eingestellt wird, desto mehr wird die Kamera die Blende
wieder schließen (z.B. auf f/5.6). Wenn Du eine Bewegung verschwimmen lassen möchtest, muss die Verschlusszeit möglichst lang gewählt werden. Die Kamera wird die Blende also möglichst
schließen.
Sollte die Kamera nicht die gewünschte Belichtung treffen, die Du gerne hättest, also entweder zu hell oder zu dunkel fotografieren, so kannst Du mit der Belichtungskorrektur noch gegensteuern.
Du findest auf Deiner Kamera meistens eine sogenannte Belichtungswaage. Hier kannst Du meist bis zu 5 Stufen ins Minus oder Plus korrigieren und der Kamera mit Minuswerten somit mitteilen, dass
sie zu hell fotografiert und umgekehrt mit Pluswerten zu dunkel.
AV
Gehen wir auf dem Moduswahlrad weiter nach oben, finden wir den Punkt AV oft nur (A). Das steht für
die Blendenvorwahl oder auch Zeitautomatik. AV = aperture value (engl. für
(Blenden)Öffnung).
Wie Du Dir nun sicher schon denken kannst, wählst Du als Fotograf hiermit die Blende (und
die ISO) selbst und überlässt der Kamera die Wahl der Verschlusszeit. Das ist für mich in den meisten Fällen die beste Halbautomatik, in der ich sehr oft fotografiere. Da mir in den meisten Fällen besonders wichtig ist,
den verlauf der Schärfe im Bild zu steuern. Also welcher Bereich ist scharf, welcher unscharf. Ich möchte also z.B. einen möglichst unscharfen Hintergrund hinter meinem Hauptmotiv, welches z.B.
eine Person ist. Für ein schönes Porträt der Person mit unscharfem Hintergrund (Bokeh) muss die Blende möglichst weit offen sein (z.B. f/1.4). Die Kamera wird nun eine Verschlusszeit wählen.
Draußen, bei Sonnenschein wird diese vermutlich eher kurz ausfallen (z.B. 1/1.000s). Sollte das Ergebnis zu dunkel sein, kannst Du mit der Belichtungskorrektur über die Belichtungswaage (siehe
weiter oben, wir erinnern uns) nun z.B. ins Plus korrigieren und die Kamera wird die Verschlusszeit anpassen (z.B. 1/640s).
M
Als letzten Punkt finden wir auf dem Moduswahlrad noch M also den manuellen Modus.
Dieser Modus gibt Dir als Fotograf nun die Kontrolle über sämtliche Einstellungsparameter der Kamera. Du wählst also selbst die Blende, Verschlusszeit und die ISO. Freiheit, süße Freiheit. Ab jetzt
machst Du alles selbst. Du hast die Parameter Deines Bildes, das sogenannte Belichtungsdreieck (Blende, ISO, Verschlusszeit) verstanden und weißt, wann Du was auf welche weise einstellen musst.
Du kannst also easy im manuellen Modus (M) fotografieren!
Allerdings musst Du das nicht. Wenn Du verstehst, was die jeweiligen Halbautomatiken machen, welche Werte Du selbst festlegst und wie Du gegensteuern kannst, wenn die (Halb)Automatik daneben
liegt, dann kannst Du sehr oft auch einfach in diesen halbautomatischen Modi arbeiten.
Oft kommt hier allerdings ein nötiges Verständnis der Belichtungsmessung Deiner Kamera hinzu. Die ist nämlich mit dafür verantwortlich wie die Kamera die automatischen Einstellungen jeweils
vornimmt. Stichwort: schwarze Katze im Schnee. Dazu aber in einer weiteren Folge mehr.
Kommen wir noch mal kurz zum manuellen Modus zurück.
Vor allem im Studio mit Blitzlicht ist dieser Modus ein absolutes MUSS. Ohne den manuellen Modus wirst Du hier nichtweiter kommen. Dein Model wird durch Blitzlicht beleuchtet. Du wirst Deine Kamera, sagen wir z.B. auf ISO 100 einstellen (Bildrauschen vermeiden), die Blende für ein völlig scharfes Bild auf die Blende f/11 und wegen des Blitzlichtes muss der Verschluss auf 1/200s stehen. Die Kamera wird ohne das Blitzlicht ein schwarzes Bild produzieren. Hier würde jede Halbautomatik durcheinander kommen und Deine festgelegten Werte verändern. Was wir aber nicht wollen. Daher ist hier der manuelle Modus einfach Pflicht.
Mach Dir also vorher Gedanken, was Du fotografierst, und auf welche Aspekte Du wert legst.
Geht es vor allem darum, dass Du Bewegung fotografierst, nimmst Du den TV Modus und gibst die
Verschlusszeit vor. Geht es eher darum, dass Du den Verlauf der Schärfe steuerst, also alles soll scharf sein, oder nur das Gesicht einer Person,
der Rest unscharf, dann nimmst Du den AV Modus und gibst die Blende vor. Hast Du den vollen
Durchblick und die Zeit Deine Parameter (ISO, Blende, Verschlusszeit) selbst einzustellen, dann nimmst Du den manuellen
Modus M.
Diese Modi sind auf der Kamera, weil Sie einen Sinn haben. Sie können Dir entweder Arbeit abnehmen, oder Dir die Kontrolle überlassen. Beschäftige Dich mit ihren Funktionen und Du wirst schnell
selbst entscheiden können, welchen halbautomatischen Modus Du wann wählst, oder ob Du lieber völlig manuell fotografierst. Ich finde es kann gerade am Anfang enorm helfen, die verschiedenen
Halbautomatiken zu verwenden und zu beobachten, was die Kamera macht und was mit dem Bild passiert. So wirst Du lernen, was welche Einstellung bewirkt und kannst dann auch gut im manuellen Modus
arbeiten - wenn Du möchtest, oder es die Situation wirklich erfordert. Ich wünsche Dir viel Spaß beim aus und rumprobieren.
Dein Pascal
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Heiner Brandhof (Montag, 19 April 2021 20:08)
Klasse gemacht Pascal
gut und verständlich erklärt
���
Pascal - vG Fotodesign (Montag, 19 April 2021 20:34)
Danke Heiner!